Linkliste Projektinfo Homepage Zurueck

Tom Leonhardt


Die Ölbilder Tom Leonhardts wirken banal: Punkte, verzweigte und gestrichelte Linien, schematisierte Figuren leuchten in monochromen kräftigen Farben gleichmäßig über die Leinwand verteilt. Erst wenn der Blick länger verweilt, wird er in die Tiefe gezogen - und ist dann gänzlich verloren. In den „Giardino" Bildern, die seit 1995 entstehen, wirft Leonhardt „Farbnetze" aus, um diese tiefen Blicke zu fangen. Bis zu fünf Farbnetze werden übereinander gelagert, in kontrastreichen Farben wie Orange, Grün und Rot. Das Ziehen der Netze verdeutlicht das malerische Prinzip der Raumtiefe:Überlagerung und körperliches Hervortreten von plastisch aufgetragenen Farbkegeln bestimmen den Eindruck von Räumlichkeit. Besonders deutlich wird die Konkurrenz dieser zwei Prinzipien bei einigen Figur-Arbeiten: Die Figur wird in den pastosen Grund der Farbnetze „hineingeschnitten", ist also de facto „hinter" dem pastosen Farbauftrag. Die Unterbrechung der Farbnetze durch die Figur bewirkt jedoch ein räumliches Hervortreten der Figur. Die Banalität des Schemas nutzt Leonhardt durchwegs als Orientierungshilfe, um das Prinzip der Räumlichkeit auszuloten. Zugleich aber verweist das Schema auf zeitgenössische Probleme der Malerei: Dem Unkenruf vom „Tod der Malerei" begegnet Leonhardt mit einem bewußten Rückgriff auf das scheinbar Überholte, auf die klassische Ölmalerei. In der Wiederholung banaler Bild-Zeichen wie Boot, Figur, klaffender Spalt sowie „primitiver" Malbewegungen zeigt sich, daß es keine Wiederholung gibt. Denn sowohl Farbe als auch Form verändern sich mit jedem neuen Betrachten, sind abhängig von Licht, Stimmung und stets verändertem Vor-Wissen. So ist auch erklärbar, daß serielles Arbeiten und das Beharren auf dem originalen Charakter des einzelnen Werkes keinen Widerspruch bedeuten.

  • 1958 geboren in Rielasingen
  • 1986-92 Studium an der Akademie der bildenden Künste, Stuttgart
  • 1987-91 Konzeption und Realisation des Ausstellungsprojektes Kunst im Umspannwerk Singen
  • 1993-95 Künstlerische Leitung der Galerie am Wasserturm, Konstanz
  • 1996 Mitarbeit an der Entwicklung des neuen Farbkonzepts der Staatsgalerie Stuttgart
  • lebt und arbeitet in D-78337 Wangen (Gemeinde Öhningen), Seeweg 12, Tel.: 07735/ 1484
    Ausstellungen

  • 1994 Kunstmuseum der Stadt Singen
  • 1995 Kunststiftung Baden-Württemberg, Stuttgart
  • 1997 Panto, Stuttgart
  • 1998 Kammgarn, Vebikus, Schaffhausen
    Literatur

  • Gertrud Ohling: „Zeitraum Kunstraum Zwischenraum", in: Bodensee-Hefte, Nr. 4, April 1992, S. 26-29