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David Bürkler


Die Alltagsobjekte, von denen sich David Bürkler inspirieren lässt, tragen schon den Ansatz minimalistischer Verfremdung in sich: Ein Tisch aus Tannenholz, wie er noch in den 70er Jahren in jeder Küche zu finden war, ein Hocker, Verpackungsmaterial. Die reduzierten Formen sind im Alltag Ausdruck völliger Zweckgebundenheit, die Funktion bestimmt die Form: Tisch = hüfthohe Platte, Hocker = kniehohe Platte, Verpackung = Höhe mal Breite des zu verpackenden Dinges.
In der künstlerischen Bearbeitung werden diese Objekte im Prinzip so stehengelassen. Der Tisch, der Pappkarton, die Holzpalette, der Hocker sind auch in den raumgreifenden Plastiken noch da - aber nur schwer als solche zu erkennen. Denn oft ist die strenge Normierung aufgebrochen durch einen veränderten Maßstab, der Hocker ist nicht mehr kniehoch sondern mannshoch, die Holzpalette geringfügig in ihrer Größe verändert. Zusammen mit der Kontextveränderung - Kunst statt alltäglicher Lebensraum - verlieren diese aufs äußerste normierten und funktionellen Dinge plötzlich ihr Wesen, werden zur leeren Hülle. Die Form folgt nicht mehr der Funktion, sondern setzt sich absolut. Das Motiv der Hülle, also der inhaltslosen Form, betont der Künstler noch, indem er die Objekte mit einer weiteren Hülle aus Stahlblech umgibt oder sie vollständig in Eisen nachformt. Exemplarisch für die künstlerische Vorgehensweise ist die „Tisch"-Serie von 1996: Dem schlichten Holztisch wird ein Stahlblech-Kubus übergestülpt, der dem konventionellen Plastik-Tischtuch nachempfunden ist. In einer anderen Variante erhält der Tisch auf drei Seiten eine Hüllform aus beidseitig grün beschichteter MDF-Platte. Die zur Definition „Tisch" notwendig gehörende konkrete Form „offener Quader" wird nicht nur beibehalten, sondern noch betont. Ein dritter Tisch scheint fast unverändert, nur die dunkle Farbe eines Tischbeins irritiert: Das abgesägte Holzbein ist durch eine Nachbildung aus Wellkarton ersetzt. Minimale Eingriffe haben so eine schlagartige Statusveränderung zur Folge: Das Alltagsobjekt wird zum Kunstobjekt, die Form triumphiert über die Funktion.

  • 1936 geboren in St. Gallen
  • 1952-55 Kunstgewerbeschule St. Gallen (Grafik)
  • 1955-58 Schüler des „allianz"-Malers Diogo Graf
  • 1958-67 freischaffender Werbegrafiker und Zeichenlehrer; Zusammenarbeit mit Diogo Graf
  • ab 1975 Plastiken, Objekte und Installationen
    Ausstellungen

  • 1991 Atelier-Gallerie, St. Gallen
  • 1992 Galerie Neue Kunst, Wil, SG
  • 1993 Aufbruch-Malerei in der Ostschweiz von 1950-1965, Kunstmuseum St.Gallen
  • 1994 Kunstlandschaft Donau, D-Ulm,Neu Ulm
  • 1996 U-Passage, Zürich
    Katharinen, St. Gallen
  • 1998 Schweizer Bildhauer als Zeichner, Brig u. Visp
  • 1999 Installation im Park, Stiftung für Eisenplastik,Sammlung Dr.Hans Koenig, Zollikon ZH
    - Galerie Adrian Bleisch, Arbon TG
    - Wandinstallation o.T., Empfangshalle Suva St.Gallen
  • 1999/2000 Sculpture Plein Air, Palais Allegria, F-Beaulieu sur Mer
  • 2000 Kunsthalle Prisma, Arbon TG
  • 2001 Promenade,Kunst am See, Arbon TG
    Literatur

  • Katalog, Eisen 89 - Perspektiven Schweizer Eisensplastik 1934-1989, Dietikon ZH, 1989
  • Katalog, Aufbruch - Malerei in der Ostschweiz von 1950-1965, hg. Kunst- verein und Kunstmuseum, St,Gallen, 1993
  • Katalog David Bürkler „Skulpturen", mit Texten von Roland Wäspe und Marco Obrist, hg.v. Kunstverein St. Gallen, 1996
  • Katalog, Promenade, Kunst am See, Arbon TG, 2001

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